Biblisches Fasten

Wenn dich das Thema Fasten begeistert und du dich auch schon mit beliebtesten Fastenkuren beschäftigt hast, bist du bereit für den Ursprung und die Grundlage – das biblische Fasten.
Bereits zur Zeit des Alten und Neuen Testaments wurde in der Bevölkerung gefastet. Die Motivation unterschied sich jedoch von unserer heutigen sehr stark. Um die Fülle des biblischen Fastens zu verstehen, liefert uns das Alte und Neue Testament einen unglaublichen Reichtum an Erfahrungen, Motivationen und Gründen für ein biblsiches Fasten. Nur so gelingt es uns, eine Reihe kostbarer Schätze zu bergen, die unserer eigenes Fasten enorm bereichern werden.

Biblisches Fasten folgt unterschiedlichen Motivationen

Biblisches Fasten zur Zeit des Alten Testaments

Das Judentum kennt nur einen festgelegten Fasten- und Versöhnungstag: Jom Kippur. Hier wird heute von orthodoxen aber auch nicht-religiösen Juden 25 Stunden lang keine Nahrung oder Getränke zu sich genommen. Dieser Feiertag erscheint bereits im 3. Buch Mose 29 und 30:
Dies alles soll am 10. Tag des 7. Monats geschehen. Zusätzlich gelten für diesen Tag noch folgende Ordnungen, die ihr stets einhalten müsst: Ihr sollt fasten und euch vor mir beugen. Ihr dürft keinerlei Arbeit verrichten, weder ihr noch die Ausländer, die bei euch wohnen. Denn an diesem Tag werdet ihr mit mir, dem HERRN, versöhnt und von aller Schuld befreit, die auf euch lastet.

Fasten als Trauerausdruck

Das Fasten wurde im Alten Testament oft als Ausdruck der Trauer und der Totenklage verwendet, wie z.B. in 2. Samuel 1,12: Sie weinten und trauerten um Saul, seinen Sohn Jonatan und um das ganze Volk des HERRN, weil so viele Israeliten in der Schlacht umgekommen waren. Bis zum Abend fasteten sie.
Auch der Psalmist fastet aus Trauer und Klage (Psalm 35,13): Wenn einer von ihnen schwer krank war, zog ich Trauerkleidung an, fastete für ihn und betete mit gesenktem Kopf.
Fasten wird hier als Verstärkung des Trauerakts und der Entrüstung genutzt.
In der Geschichte Jonas’ und der Bevölkerung Ninives verändert das Fasten der Bewohner als äußerer Ausdruck ihrer tiefen inneren Buße und Umkehr sogar die Entscheidung Gottes. Er zerstört die Stadt Ninive nicht, obwohl er dies geplant hatte.

Interessanterweise wird an keiner Stelle im Alten Testament darüber hinaus auf die exakte Dauer oder Art eines Fastens eingegangen. Aus dem Zusammenhang von 2. Sam. 1,12 und Ps. 35,13 lässt sich jedoch erschließen, dass es sich eher um ein kurzfristiges Fasten von einigen Mahlzeiten oder einem Tag gehandelt hat.

Fasten als Akt der eigenen Buße

Das Alte Testament beschreibt das Fasten auch als Akt der Buße (Joel 2,12-13a): So spricht der HERR: »Auch jetzt noch könnt ihr zu mir umkehren! Tut es von ganzem Herzen, fastet, weint und klagt! Ja, zerreißt eure Herzen vor Trauer und nicht bloß eure Kleider!
Der Prophet ruft das Volk zur Umkehr auf. Als Zeichen der kollektiven Reue und Buße soll es von ganzem Herzen fasten, weinen und klagen. Auch hier wird wieder getrauert. Diesmal jedoch nicht um einen anderen Menschen oder das Volk als solches, sondern um die eigene Verfehlung und Entfernung von Gott.
Wichtig ist hier: Es geht nicht um die Einhaltung eines starren Fastengesetzes, sondern um ein echtes Zerbrochen-Sein des Fastenden vor Gott. Es kommt von Herzen und findet seinen sichtbaren Ausruck in Weinen, Klagen und Fasten. Gefastet wird also nicht als Akt der Buße, sondern begleitet sie als äußerlich sichtbarer Ausdruck. Der Verzicht auf Speisen und Getränke ist somit nicht integraler Bestandteil der Buße die von Herzen kommt, sondern ihr sekundäres Merkmal.
Diese Art des Fastens strahlt bereits ins Neue Testament hinüber und wird dort an vielen Stellen wieder aufgegriffen.

Zweimal einzigartiges Fasten im Neuen Testament

Lukas 4,1-2: Erfüllt vom Heiligen Geist verließ Jesus die Gegend am Jordan. Der Geist Gottes führte ihn in die Wüste, wo er sich vierzig Tage lang aufhielt. Dort war er den Versuchungen des Teufels ausgesetzt. Jesus aß nichts während dieser ganzen Zeit, und schließlich war er sehr hungrig.
Nachdem Jesus von Johannes getauft wurde, verließ er das Jordantal und wurde vom Heiligen Geist in die Wüste geführt. Während seiner Zeit in der Wüste aß er nichts. Sein Fasten geschah jedoch nicht aus einer Buße heraus. Anscheinend verzichtete er auf Nahrung, weil er sich in der Gegenwart Gottes befand, denn der „Geist Gottes führte ihn durch die Wüste.“
Jesus’ Ringen mit dem Teufel und dessen Versuchungen erfolgte jedoch erst zum Ende seiner Fastenzeit. Auch wenn er physisch hungrig war, ist davon auszugehen, dass  Jesus durch sein Fasten und Gottes Nähe geistlich sehr gestärkt war, um diesen Versuchungen zu widerstehen.
Einen ähnlichen Bezug gibt es im Alten Testament im 2. Mose, 34,28: Vierzig Tage und Nächte blieb Mose auf dem Berg in der Gegenwart des HERRN. Während dieser Zeit aß und trank er nichts. Er schrieb auf die Steintafeln die Zehn Gebote, auf die sich Gottes Bund mit den Israeliten gründete.
Auch bei Mose ging es nicht um ein Buß-Fasten, sondern um ein Verzicht auf Nahrung, weil er sich in der intensiven Nähe Gottes befand. Somit war er anscheinend allen weltlichen Bedürfnissen entzogen.
Beide 40-Tages-Fastenzeiten waren weder von Mose noch von Jesus entschieden worden, sondern von Gottes Geist bestimmt und geleitet. Damit unterscheiden sie sich damit grundlegend von unseren selbstbestimmten Fastenzeiten.
Dies schon mal als Vorab-Erklärung, warum es für uns wahrscheinlich nicht klug wäre, aus selbstgefasstem Entschluss 40 Tage und Nächte Essen und Trinken zu fasten.

Fasten als Zeichen der Umkehr

Im Alten wie im Neuen Testament wird an unterschiedlichen Stellen immer wieder die Wichtigkeit des Fastens, dass vom Herzen motiviert ist, hervorgehoben.
Jes. 58, 3: Warum siehst du es nicht, wenn wir fasten?‹, werfen sie mir vor. ›Wir plagen uns, aber du scheinst es nicht einmal zu merken!‹ Darauf antworte ich: Wie verbringt ihr denn eure Fastentage? Ihr geht wie gewöhnlich euren Geschäften nach und treibt eure Arbeiter genauso an wie sonst auch.
Jer. 14,11-12: Aber der HERR antwortete mir: »Dieses Volk liebt es, mir davonzulaufen, sie wollen einfach nicht bei mir bleiben... Wenn sie auch fasten und mich um Gnade anflehen, werde ich sie doch nicht erhören.
Lukas 18,11-12: Selbstsicher stand der Pharisäer dort und betete: ›… Ich faste zwei Tage in der Woche und gebe von allen meinen Einkünften den zehnten Teil für dich.‹
In allen Beschreibungen wird deutlich, dass ein Fasten, ohne das eigene Leben und seine Gewohnheiten zu ändern, vor Gott nichts bringt und ihn auch nicht beeindruckt. Mit dem Fasten des guten Scheins wegen, lässt sich also kein Blumentopf gewinnen.
Es braucht eine innere Demut und die Erkenntnis mit einem zerbrochenen Herzen vor Gott zu stehen.

Was versteht Jesus unter biblischem Fasten?

Jesus rollt das Thema von hinten auf und erklärt überraschenderweise erst einmal, wer aus welchem Grund nicht fasten muss.
Grund sind die Jünger des Johannes, die wissen wollen, warum Jesu’ Jünger im Gegensatz zu allen anderen Religiösen nicht fasten. Markus 2,19: Jesus antwortete ihnen: »Sollen die Hochzeitsgäste etwa fasten, solange der Bräutigam noch bei ihnen ist? Nein, sie werden feiern, solange er da ist! Die Zeit kommt früh genug, dass der Bräutigam ihnen genommen wird. Dann werden sie fasten.
Solange Jesus also auf der Erde mit seinen Jüngern unterwegs war, sah er für sie keinen Grund zum Fasten. Es liegt nahe, dass er die alttestamentliche Auffassung des Fastens als Teil des Trauerakts verstand. Als Jesus mit seinen Nachfolgern unterwegs war, war dies aber ein Grund zum Feiern. Warum also fasten?
Interessant ist nun deine eigene Auffassung von Matthäus 18,20. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, bin ich in ihrer Mitte.
Ist Jesus damit noch genauso unter uns, wie zur Zeit seiner Jünger und leben wir damit weiterhin in einer Zeit der Hochzeit und des Feierns? Oder galt Jesu’ Erklärung nur für die Zeit seiner physischen Anwesenheit bis zu seiner Kreuzigung?

In der Bergpredigt gibt Jesus eine praktische Anweisung, mit welcher Herzenshaltung wir fasten sollen. Matthäus 6,16-18:
Wenn ihr fastet, dann schaut nicht so drein wie die Heuchler! Sie setzen eine wehleidige Miene auf und vernachlässigen ihr Aussehen, damit jeder merkt, dass sie fasten. Ich versichere euch: Diese Leute haben ihren Lohn schon erhalten! Bei dir soll es anders sein: Wenn du fastest, dann pflege dein Äußeres so, dass keiner etwas von deinem Verzicht merkt – außer deinem Vater im Himmel. Denn er ist auch da, wo niemand zuschaut. Und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen.«

Jesus macht klar, worauf es Gott ankommt: Nicht auf Äußerlichkeiten oder einen bestimmten Akt. Für ihn ist das Fasten etwas sehr Persönliches, etwas Intimes zwischen einem selbst und Gott.

Einzig in Matthäus 17,21, einem Vers der in einigen Handschriften nicht auftaucht, erklärt Jesus, dass Fasten auch einen anderen Grund haben kann, als den der Buße: „solche Dämonen (können) nur durch Fasten und beten ausgetrieben werden“. Hier wird das Fasten also als Begleitwerkzeug zum Beten verwendet. Diese Stelle kann als Brückenschlag zu anderen Stellen in der Apostelgeschichte verstanden werden, in der das Fasten genutzt wird, um sich Gott zu nähern und seine Weisung zu empfangen.

Fasten, um Gottes Nähe und Weisung zu suchen

In zwei Stellen in der Apostelgeschichte (Apg 13,2 und Apg. 14,23) tritt eine neue, bisher unbekannte Grundmotivation für das Fasten auf. Es geht weder um das Fasten, dass Buße und Umkehr unterstreicht, noch als Ausdruck der Trauer.
In der Zeit nach Jesus’ Tod und Auferstehung, kombinieren die Apostel das Fasten stattdessen mit einer Zeit des Gebets und der Suche nach der Weisheit und Weisung Gottes. Einmal ging es um die Aussendung der Apostel. Das andere Mal um die Einsetzung der Gemeindeleiter.
In Berichten des Apostels Paulus im Korintherbrief (2. Kor. 6,5 und 11,27) geht es dagegen um ein Zwangsfasten. Ihm wurde aufgrund seiner Gefangennahme Essen verwehrt, so dass hier die geistliche Motivation in den Hintergrund tritt.

Welche Fastenvorschriften gibt es?

Auffallend ist, dass es weder im Alten noch im Neuen Testament eine klare gesetzliche Vorschrift zum Fasten gibt, sondern nur Berichte, wer fastete. Einzige Ausnahme bietet 3. Mose 16,29, in dem es um den großen Gedenktag Job Kippur geht, als Teil besonderer Anordnungen zur Demütigung vor Gott für diesen Tag.
In der Zeit nach der israelischen Gefangenschaft werden einzelne Erinnerungstage ausgerufen, dem ein Fasten vorausgeht. Hier geht allerdings das Fasten in Feiern über, da sich das Erinnern an die Leiden der Vergangenheit in die Freude auf eine bessere Zukunft verwandelt.

Wie faste ich bibelgemäß richtig?

Willst du entsprechend der Bibel fasten, gibt es mindestens drei Schwerpunkte:

  1. Umkehr und Buße: Das Fasten kommt aus einem Drang, zu Gott umkehren zu wollen. Daraus entsteht der eigene Wunsch, Buße zu tun. Es geht darum, sich in Demut Gott zu nähern und ihn wieder zum Zentrum deines Lebens zu machen.
  2. Die 3 W Gottes: Fasten begleitet das bewusste Beten und Suchen von Gottes Willen, seinem Wirken und seiner Weisheit. Ein Fasten ohne, dass es in deinem Herzen eine auslösende Entscheidung gegeben hat, sich Gott wieder oder stärker zu nähern, ist ein bloßes Weglassen von Nahrung.
    Bibelgemäßes Fasten geht jedoch noch viel weiter:
  3. Fasten und Handeln für Gerechtigkeit: In Jesaja 58,6-7 wird erklärt, wie ein Fasten aussieht, dass Gott gefällt. Es wird erläutert, wovon unser Herz fasten sollte und wie sehr sich unser Verhalten durch Umkehr und Fasten verändern sollte: Ein Fasten, das mir gefällt, sieht anders aus: Löst die Fesseln der Menschen, die man zu Unrecht gefangen hält, befreit sie vom drückenden Joch der Sklaverei und gebt ihnen ihre Freiheit wieder! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! Teilt euer Brot mit den Hungrigen, nehmt Obdachlose bei euch auf, und wenn ihr einem begegnet, der in Lumpen herumläuft, gebt ihm Kleider! Helft, wo ihr könnt, und verschließt eure Augen nicht vor den Nöten eurer Mitmenschen!

Wie du siehst, geht es um mehr, als ein paar ausgelassene Speisen und ein gesprochenes Gebet. Es geht vielmehr darum, dass Gott während der Fastenzeit dein Herz erreicht und es spürbar für dich und alle anderen verändert.
Es ist dabei gar nicht nötig, dass alle Menschen in deinem Umkreis mitbekommen, dass du fastest, wie Jesus in Matthäus 6,16-17 klar stellt. Dass es ein „äußeres Zeichen deiner inneren Umkehr ist“, bedeutet, dass du durch deinen Verzicht auf Nahrung Gott zeigst, wie wichtig Er dir ist. Hier kannst du dir eine ermutigende Predigt von Pastor Tyler anhören, die dir weiterhelfen kann.

Probiere es aus und lass dich neu auf deinen Gott ein. Hier findest du 9 praktische Fasten-Tipps, die dir dabei helfen, dein Fasten richtig vor- und nachzubereiten.
Falls du dich nicht entscheiden kannst, welche Fastenkur für dich die richtige ist, findest du hier passende Inspirationen.
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Autor: Marco Schnell

Quellen
www.allaboutgod.com/german/bibelgemasses-fasten.htm
www.feinschwarz.net/ein-hilfeschrei-in-der-hilflosigkeit-fasten/