Gottes Segen im Neuen Testament

Wie sich das Segensverständis vom Alten zum Neuen Testament grundlegend verändert

Im Alten Testament wurde der Segen Gottes vom Volk Israel hauptsächlich als praktischer und materieller Segen verstanden. Im Neuen Testament dagegen wird Gottes Segen vor allem geistlich interpretiert. In der Apostelgeschichte 3,26 macht Petrus klar, dass der Segen Jesu darin besteht, dass er durch seine Kreuzigung das Böse von Menschen abwendet.

Wie im Alten Testament können auch im Neuen Testament Dinge und auch die Erde selbst gesegnet werden: “Denn ein Land, das den häufig darauf kommenden Regen trinkt und nützliches Kraut hervorbringt für diejenigen, um derentwillen es auch bebaut wird, empfängt Segen von Gott.” (Hebr. 6,7)

Wie Jesus segnet

Jesus segnet auf vielerlei Weise. Im Markusevangelium segnet er hauptsächlich das Essen im Rahmen eines Dankgebets. Das gilt für die Speisung der 5.000, der 4.000 und das letzte Mahl. Außerdem segnet er Kinder (Mk. 10, 13-16).

Jesus legt Kindern Hände auf
Jesus macht Segen für Kinder physisch erlebbar

Diese Segnung unterscheidet sich von allen, auch denen im Alten Testament durch einen bemerkenswerten Unterschied: Jesus umarmt die Kinder, um zu segnen. Im Alten Testament wurden wahlweise die Hände aufgelegt oder die gesegnete Person geküsst, aber nicht umarmt. Jesus hat damit seinen Segen über die Kinder nicht nur ausgesprochen, sondern ganz bewusst eine sehr enge, berührende Geste damit verbunden. Außerdem lässt sich hierbei auch an Kraftübertragung denken, wie Menschen sie in der Apostelgeschichte auch bei Krankenheilungen erfahren haben.

Jesus’ spezieller Segen vor seiner Himmelfahrt

Jesus segnete seine Jünger mit erhobenen Händen kurz bevor er in den Himmel auffuhr (Lukas 24,50ff.). Diese Haltung erinnert an die von Aaron, als er das israelische Volk mit erhobenen Händen segnet (3. Mose 9,22-24). Diese Segnungsszene ist einzigartig, weil sie in Jesus’ Abschied von seinen Jüngern eingebettet ist.

Jesus gibt besonderen Segen
Jesu Segen vor seiner Himmelfahrt ist ein besonderer

Im Neuen Testament wird Segen rein geistlich verstanden

Paulus bezieht sich im Galaterbrief auf den Segen, den Abraham Gott zugesprochen hat. Es sollte ein Segen für alle Geschlechter sein, der nun auf alle Völker erweitert wurde. Grundlage für ihn ist, durch den Glauben den Heiligen Geist zu empfangen. Paulus entfernt sich damit von der im Alten Testament vorherrschenden physischen Segnung und betont den geistlichen Segen Gottes. Die Wirkung dieser geistlichen Segens sind wechselseitiger Trost und das Erzeugen geistlicher Frucht durch den Heiligen Geist (Gal. 5.22-23).
Der größte Segen, den man erhalten kann, ist nach Paulus die Verleihung des Geistes als Zeichen für die Gerechtigkeit im Glauben (Röm. 5,15) und das ewige Leben (Röm. 6,23). Die Gabe des Geistes stellt die Anzahlung auf das Ewige Leben dar.

Die Menschen in der Gemeinde als Segensspender und Segensempfänger

Im 2.Kor. 9,5 macht Paulus den Segen plötzlich zur Segensgabe, als er um die Kollekte durch die Gemeinde bittet. Das Gegenteil ist deswegen auch nicht der “Fluch”, sondern der Geiz, die Habgier. Der geistliche Segen, den die Heiden durch Paulus empfangen haben, soll großzügig, in Form von Spenden, zurückgegeben werden. Daher vergleicht Paulus die Kollekte auch mit einer Saat, die aufgeht. Was mit dem Ziel des Segens gesät wird, soll ebenso wieder geerntet werden.

Christen empfangen Segen, können aber auch zum Segen werden

Das ist neu: Der Feindessegen

Völlig neu findet sich bei Paulus (Röm.12,14), wie auch bei Lukas (Lk. 6,28) das Segnen der Verfolger. In Röm. 12,17 und 21 erklärt er, was er damit meint. Den Verfolgern soll man Gutes tun und für sie Fürbitte halten. Wie das aussehen kann, zeigt Luk. 6,28: “wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch!”

Statt sich aufgrund einer Aggression von außen selbst zu rächen, soll die römische Gemeinde darauf verzichten und dem Verfolger stattdessen zu Essen und zu Trinken gegeben werden, schreibt er in Römer 12,19-20 und bezieht sich damit auf das AT (Spr. 25,21-22). Die angemessene Reaktion verlegt Paulus auf die Endzeit, bzw. in Gottes Hand.

In 1. Kor. 4,10-13 beschreibt Paulus seine Leiden und Anfeindungen und auch wie er darauf reagiert. Statt mit Schmähungen zu reagieren, erträgt er alles, segnet seine Feinde und redet positiv über sie.

Wenn Menschen Segen weitergeben, tun sie das im Sinne von Wohltaten.

Im Epheserbrief gibt es “klare Schritte” hin zum Segen

Im Epheserbrief wird Gottes Segen zu einer Abfolge von Folgeschritten (Eph. 1, 4-14): Die Gemeindeglieder sind erwählt und vorherbestimmt, Gottes Kinder zu sein durch Jesus Christus. Als solche sind sie erlöst, als Erben eingesetzt und mit dem Heiligen Geist versiegelt und Eigentum Gottes.

Interessant ist hier, dass der physische Segen der Väter, der sich in der Erbschaft von Gütern und Land ausdrückte, nun in eine geistliche Erbschaft umwandelt. Nicht die Abstammung und auch nicht die von Gott gesetzten Bedingungen wie im 4. Mose waren Voraussetzung dafür, Segen zu erhalten, sondern ein von Gott eingesetzter und durch Jesus ermöglichter “Automatismus”, der den Segensprozess in Gang setzt.

Menschen praktisch segnen
Segnen bedeutet, Menschen zu helfen

Wer gesegnet ist, soll andere segnen

Im Petrusbrief werden wir dazu aufgerufen, andere Menschen zu segnen, weil wir selbst durch Christus gesegnet sind. Der Segen drückt sich bei 1.Petrus 3,8 durch einen mitleidigen, brüderlichen, barmherzigen und demütigen Umgang miteinander aus und das daraus folgende gute Reden und Handeln. Der Schreiber setzt also eine gewisse ethische Grundhaltung voraus, um den Segen, den wir selbst erlebt haben entsprechend an unsere Mitchristen weiterzugeben.

Im Jakobusbrief wird das positive Verhältnis zum Mitmenschen nicht einfach nur gefordert, sondern mit dem Gottesglauben begründet. Die Motivation zu segnen besteht darin, sich selbst als von Gott gesegnet zu erkennen.

Andere segnen
Weil wir selbst von Gott gesegnet sind, können wir andere segnen

Segen wird auf das ewige Leben verschoben

Im Hebräerbrief wird Segen als ein „Wort tröstlicher Ermahnung“ verstanden (13,22). Gemeindeglieder sollen dadurch ermutigt werden, an Gottes Zusagen festzuhalten und sich auf den Segen in Zukunft, in der Ewigkeit, zu freuen.

Zusammenfassung

Nach den Evangelien bewirkt Segen einerseits Heil durch Jesus. Wenn Menschen Gott segnen, wird es zu einem Lob oder Dank Gottes. Segnen sich die Menschen untereinander, geschieht das, indem sie gut zu- und übereinander reden und einander Gutes tun.

In der Offenbarung wird dann das Segenswort zum reinen Lobpreis Gottes. Die Gemeindesegnung wird hier nicht mehr erwähnt.

Willst du wissen, warum Segen im Alten Testament so ganz anders verstanden wurde? Dann lies HIER weiter.

Autor: Marco Schnell